Der Begriff Katzenschnupfen mag zunächst harmlos klingen, in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter jedoch eine ernst zu nehmende und für Katzen unter Umständen lebensgefährlich verlaufende Krankheit. Aber warum ist Katzenschnupfen so gefährlich? Wenn eine Katze an Katzenschnupfen erkrankt, ist es möglich, dass sich aus den anfangs noch milden Symptomen im weiteren Verlauf schwerwiegende Gesundheitsprobleme entwickeln. Ein Beispiel hierfür ist eine Lungenentzündung, die zur Atemnot und gegebenenfalls zum Tod der Katze führen kann. Doch die Krankheitserreger befallen nicht nur die Atemwege der Katze, sondern greifen gegebenenfalls auch auf die Augen über, was in schweren Fällen zur Erblindung führt. Je nach Erreger kann die Erkrankung bei Katzen zudem unter anderem zu Fehlgeburten, einer erhöhten Sterblichkeit junger Kätzchen, Blutarmut oder zu einer schweren, den ganzen Körper betreffenden Erkrankung führen, welche häufig tödlich verläuft. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Virulent Systemic Feline Calicivirus Syndrom“.
Zur Ansteckung mit dem Katzenschnupfen kommt es durch den direkten Kontakt deiner Katze zu erkrankten Artgenossen oder durch den Kontakt mit Gegenständen, an denen die Erreger haften. Eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht für junge oder gestresste Katzen. Dasselbe gilt für Katzen, deren Abwehrkräfte geschwächt sind, was zum Beispiel durch eine andere gleichzeitig bestehende Erkrankung der Fall sein kann.
Es gibt allerdings nicht den einen Erreger, der Katzenschnupfen verursacht. Vielmehr dient der Begriff „Katzenschnupfen“ als Sammelbezeichnung für ansteckende Krankheiten der oberen Atemwege bei der Katze. Das bedeutet, dass verschiedene Krankheitserreger an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. Zu den fünf häufigsten Erregern zählen die Viren felines Herpesvirus-1 (FHV-1) und felines Calicivirus (FCV) sowie die Bakterien Chlamydophila felis, Bordetella bronchiseptica und Mykoplasmen. Am häufigsten wird die Erkrankung allerdings durch die genannten Viren hervorgerufen. Hat sich eine Katze einmal infiziert, kann sie diese je nach Krankheitserreger außerdem ein Leben lang in sich tragen.
Grundsätzlich gilt: Die Symptome eines Katzenschnupfens variieren je nachdem, mit welchen Erregern sich die Katze angesteckt hat. Handelt es sich dabei beispielsweise um feline Herpesviren, kann es bei tragenden Katzen neben Schnupfen-Symptomen und Augenentzündungen auch zu Fehlgeburten kommen. Eine Erkrankung mit dem felinen Calicivirus kann zu Geschwüren in der Maulhöhle, zu einer Lungenentzündung oder zu einer Entzündung von mehreren Gelenken führen. Typisch für eine Infektion mit Bordetella-Bakterien sind Husten und vor allem bei jungen Katzen außerdem Lungenentzündungen. Sind am Katzenschnupfen ausschließlich Chlamydien beteiligt, äußert sich dies typischerweise durch eine Bindehautentzündung.
Ist deine Katze einmal akut an Katzenschnupfen erkrankt und trägt sie den Erreger danach in sich, ist es möglich, dass sie aufgrund einer Immunschwäche oder von Stress zu einem späteren Zeitpunkt einen Rückfall erleidet. Andere Katzen wiederum entwickeln einen chronischen Katzenschnupfen. Das bedeutet, dass die Symptome wie Niesen und Nasenausfluss dauerhaft bestehen.
Katzenschnupfen: Wann zum Tierarzt?
Wenn du bei deiner Katze Anzeichen für einen Katzenschnupfen feststellst, ist es ratsam, zeitnah mit ihr eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufzusuchen. Dass es deiner Katze nicht gut geht, erkennst du neben den beschriebenen Symptomen zum Beispiel daran, dass sie sich zurückzieht, teilnahmslos wirkt oder weniger frisst.
In der Tierarztpraxis oder Tierklinik wird deine Katze sorgfältig untersucht, um die Ursache für die Beschwerden herauszufinden. Das Fachpersonal wird dir zudem Fragen zu den Beschwerden deiner Samtpfote stellen und möchte beispielsweise wissen, wie lange die Beschwerden schon bestehen und ob sich der Zustand deiner Katze in den letzten Tagen verändert hat. Das dient dazu, der Ursache für die Beschwerden auf den Grund zu gehen. Tierärztinnen und Tierärzte stellen Katzenschnupfen schließlich anhand der Symptome und mithilfe spezieller Nachweisverfahren fest. Dem erfahrenen Fachpersonal fällt es für gewöhnlich leicht, Katzenschnupfen zu erkennen. Zum Nachweis dienen beispielsweise Abstriche aus Nasenhöhle oder Rachen sowie von den Mandeln oder der Bindehaut des Auges.
Wie wird Katzenschnupfen behandelt?
Ist die Katze an Katzenschnupfen erkrankt, stellt sich vielen Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzern die Frage: Was lässt sich bei Katzenschnupfen tun? Bei einem Katzenschnupfen kann die Tierärztin oder der Tierarzt bestimmte Medikamente verschreiben, welche die Symptome deiner Katze lindern. Hierzu zählen etwa
- abschwellende Nasentropfen,
- Augensalbe oder Augentropfen sowie
- Schleimlöser und
- die Verabreichung von Flüssigkeit unter die Haut oder in die Vene (Infusion).
Wenn deine Katze aufgrund der Erkrankung schlecht frisst, erhält sie zudem Medikamente, die den Appetit anregen. Du kannst die Futteraufnahme deiner Katze zu Hause zusätzlich unterstützen, indem du ihr Futter anbietest, das sie besonders gerne frisst. Auch das leichte Erwärmen des Futters wirkt sich häufig positiv auf den Appetit aus. Katzen, die aufgrund von Katzenschnupfen unter Geschwüren in der Maulhöhle leiden, fressen aufgrund der Schmerzen schlecht. Hier kannst du die Futteraufnahme deiner Katze erleichtern, indem du ihre Nahrung pürierst.
Bei einer stark verstopften Nase spült die Tierärztin oder der Tierarzt diese mit einer physiologischen Kochsalzlösung, um sie von festsitzendem Schleim und Ausfluss zu befreien. Außerdem ist es wichtig, angetrockneten Schleim und Ausfluss um die Nasenlöcher und im Gesicht der Katze regelmäßig zu entfernen. Um zu verhindern, dass zusätzlich eine bakterielle Erkrankung entsteht, setzt die Tierärztin oder der Tierarzt gegebenenfalls Antibiotika ein. Diese kommen außerdem zum Einsatz, wenn der Katzenschnupfen durch Bakterien (Bordetella, Chlamydien oder Mykoplasma) verursacht ist.
Liegt eine Erkrankung mit Herpesviren vor, profitiert deine Katze möglicherweise von der Gabe von Lysin, welches du bei Bedarf ebenfalls von der behandelnden Tierärztin oder dem Tierarzt erhältst, um es unter das Futter deiner Katze zu mischen. Man geht davon aus, dass Lysin – eine Aminosäure – eine andere Aminosäure namens Arginin hemmen kann. Ziel der Behandlung ist es, die Vermehrung der Herpesviren zu verringern. Gegen das feline Herpesvirus stehen inzwischen auch spezielle Medikamente zur Verfügung, sogenannte Antikörper-Präparate. Diese sind beispielsweise in Form von Augensalben oder Augentropfen erhältlich. Wenn deine Katze schwer an Katzenschnupfen erkrankt ist, ist es eventuell notwendig, sie vorerst in der Tierarztpraxis stationär unterbringen zu lassen. So kann die bestmögliche Versorgung deines Vierbeiners gewährleistet werden.
Einige Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzer möchten die Genesung ihrer Katze bei Katzenschnupfen durch Hausmittel unterstützen. Hier bietet es sich begleitend zur medikamentösen Behandlung gegebenenfalls an, die Katze inhalieren zu lassen. Wie das funktioniert, erklärt dir vorab die Tierärztin oder der Tierarzt.
Was bei chronischem Katzenschnupfen hilft, hängt von den beteiligten Krankheitserregern, den Symptomen wie auch von der deren Ausprägung ab. Bei bakteriellen Erregern erfolgt die Behandlung ebenfalls mit Antibiotika. Je nach Art und Intensität verschaffen auch bei chronischem Katzenschnupfen Medikamente wie Schleimlöser, Augentropfen oder Nasentropfen, deiner Katze Erleichterung. Die Tierärztin oder der Tierarzt erklärt, welche Behandlung im individuellen Fall sinnvoll ist.
Wie kann man Katzenschnupfen vorbeugen?
Durch eine Katzenschnupfen-Impfung lässt sich die Ansteckung mit den Erregern nicht ganz sicher vermeiden. So ist es möglich, dass eine Katze trotz Impfung Katzenschnupfen bekommt. Eine Impfung kann aber dazu beitragen, dass die Erkrankung weniger schwer verläuft.
Wie oft eine Impfung gegen Katzenschnupfen nötig ist, hängt zum einen vom Alter deiner Katze ab wie auch vom individuellen Risiko, mit den Erregern in Kontakt zu kommen. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) unterscheidet zwischen sogenannten
- Core- Impfungen und
- Non-Core-Impfungen.
Eine Impfung gegen Bordetella-Bakterien gilt hingegen als sogenannte Non-Core-Impfung. Laut StIKo ist diese nur in Ausnahmefällen sinnvoll, etwa wenn deine Katze viel Kontakt zu Artgenossen hat (z. B. Tierpension). Die Impfung erfolgt dann mindestens eine Woche bevor du deine Katze in eine Tierpension bringst oder ein anderer möglicher Kontakt mit dem Erreger bevorsteht. Der Schutz nach der Impfung beträgt etwa ein Jahr. Auch eine Chlamydien-Impfung zählt zu den Non-Core-Impfungen. Deine Tierärztin oder dein Tierarzt kann dich beraten, welches Risiko bei deiner Katze besteht.
Die Impfung gegen Katzenschnupfen wird übrigens auch für Wohnungskatzen empfohlen. Diese kommen zwar nicht draußen mit Artgenossen in Kontakt, dennoch kann Katzenschnupfen bei Wohnungskatzen auftreten, denn die Erreger kann man als Besitzerin oder Besitzer zum Beispiel mit den Schuhen leicht in die Wohnung eintragen.
Quellen
Ständige Impfkommission Veterinärmedizin: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren (https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00034757/Impfleitlinie-Kleintiere2021-01-01-bf.pdf) (Abruf: 02/2023)
Enke Verlag: Katzenschnupfen – ein aktuelles Risiko für Katzen. kleintier konkret 2017; 20(04): 48-49
Nelson, R. et al.: Innere Medizin der Kleintiere. Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage 2010
Hartmann, K. et al.: Katzenschnupfen – ein Update – Aktuelle Fakten zu Klinik, Diagnostik und Prophylaxe. tk 2013; 9(02): 9-12